Im Normalfall schwappen die Emotionen über beim Sieger einer derartigen Partie, die über neunzig Minuten einen Kampf auf Biegen und Brechen zweier gleichwertiger Mannschaften geboten hat. Doch beim Sportklub kam nach dem 3:4 über die SpVg Flittard keine rechte Freude auf.
Zu teuer wurde dieser Erfolg erkauft, muss er doch in den kommenden Wochen auf Tayfun Kücük, Ersin Calhan und Jude McDonald verzichten, die mit roten Karten bestraft wurden. Dies wiegt umso schwerer, da nach den Verletzungen von Steven Scharf, David Sumera, Tufan Zenginer, Max Auer, Kapitän Wojciech Bebak und den beiden Urlaubern Marcin Gosz und Fatih Saglam der Kader erheblich dezimiert ist. Während Jude McDonald für ein taktisches Foul Sekunden vor Spielende die Ampelkarte erhielt, mussten Kücük und Calhan in der 82. und 84. Minute beim Stand von 2:3 und 3:4 für eine angebliche Tätlichkeit das Spielfeld verlassen. Diese hatte aber außer dem Linienrichter Stefan Loos keiner auf der Sportanlage so wahrgenommen, auch nicht die angeblich derartig rüde gefoulten Spieler.
Bis dahin hatte sich ein temporeiches Spiel entwickelt, in dem beide Teams im Gleichschritt marschierten, wobei zunächst leichte Vorteile bei der SpVg lagen, die die Gäste, dank eines wieder überzeugenden Marco Hentschel im Rücken, unter Druck setzten. Nur vier Minuten war die Partie alt, da hatte David Bilstein bereits das 1:0 für Flittard auf der Stirn, traf allerdings nur den Querbalken. Die Hausherren legten von Beginn an los wie die Feuerwehr und boten den reichlich erschienenen Zuschauern ansehnlichen Fußball. Aber die DSK-Abwehr stemmte sich ohne zu Ermüden gegen die Angriffswucht des A-Ligisten.
Der DSK Köln versuchte in den ersten 45 Minuten aus einer stabilen Defensive heraus über schnelle Konter für Gefahr zu sorgen. Nach 14 Minuten gelang dem Sportklub nach einem kapitalen Fehler von Flittards Keeper Lars Offermann das 1:0 durch Steven Scharf. Nach einem Tritt auf den Oberschenkel von DSK-Stürmer Tolga Gercek wurde Dennis Schneiders des Feldes verwiesen (18.). 70 Minuten in Unterzahl lagen vor dem A-Ligisten, was ihn nicht davon abhielt, weiter auf den Ausgleich zu drängen. Noch vor dem Seitenwechsel erspielte sich das Team von Trainer Benjamin Schiebahn vier hochkarätige Chancen. Diese wurden jedoch teilweise vergeben, teilweise aber auch überragend von DSK-Keeper Erdinc Yesilyurt pariert.
Mit Beginn der zweiten Hälfte stellte DSK-Coach Lars Leese um: Juri Fandrich rückte in die Spitze, die Spielgestaltung lief über Steven Scharf, auf die Außenposition rückte Tolga Gercek, der unermüdlich rackerte und die Räume für Emre Hendem schuf. Vollkommen aus dem Häuschen gerieten die Anhänger der Hausherren als nach einer Flanke von Mirco Fielauf David Bilstein den 1:1-Ausgleich erzielte, dabei sich in Abseitsstellung befand, ohne dass dies geahndet wurde (65.). Nun nahm der Wahnsinn seinen Lauf. Drei Minuten nach dem Ausgleich nickte Emre Hendem freistehend zum 2:1 für den DSK ein (68.). Tayfun Kücük hatte ihn mustergültig bedient. Weitere fünf Minuten später verwandelte auf der anderen Seite Marco Hentschel einen fragwürdigen Freistoß vom Strafraum-Eck mit voller Wucht zum 2:2 (73). Die Antwort des Sportklubs ließ nicht lange auf sich warten: In der 79. Minute erzielte Tayfun Kücük nach toller Einzelaktion mit einem flachen Linksschuss die erneute Führung.
Die letzten zehn Minuten wurden, geschuldet einiger fragwürdigen Entscheidungen des Unparteiischen ziemlich hektisch. Juri Fandrich sorgte erstmals für eine Zwei-Tore-Führung und erzielte damit die vermeintliche Vorentscheidung zugunsten des DSK, die jedoch nur kurzzeitig Bestand hatte: Zunächst wurden seine Mitspieler Tayfun Kücük und Ersin Calhan aufgrund einer versuchten Tätlichkeit vorzeitig zum Duschen geschickt. Dem Doppelplatzverweis folgte nochmals der Anschlusstreffer für die SpVg durch einen Abstauber von Stefan Schmitz (84.). Schlusspunkt des Kartenfestivals - das es an diesem Abend nicht gebraucht hätte - war die Ampelkarte für den DSKler Jude McDonald. Doch in der Unterzahl verteidigte der Sportklub verbissen, eroberte die Zweiten Bälle, die aber vorne nicht erfolgreich verwertet wurden. Auch den nächsten Angriff brachte Emre Hendem nicht mit einem Tor zu Ende. Die Nerven lagen blank. Am Ende reichte es für die SpVg nicht mehr zum Ausgleich. Als die Uhr genau 97 Minuten anzeigte pfiff Schiedsrichter Rafet Ciftci die Partie ab.
Benjamin Schiebahn fand nach der tollen Leistung seines Teams kaum Worte. „Ich kann meinen Jungs absolut keinen Vorwurf machen. Nach der roten Karte haben wir 'alles oder nichts' gespielt. Als unterklassiges Team 70 Minuten in Unterzahl die Partie auch spielerisch zu dominieren ist Wahnsinn. Am Ende sind wir an unserer eigenen Effektivität gescheitert.“
Das Fazit von DSK-Coach Lars Leese fällt ebenfalls zufrieden aus, dennoch ärgerte er sich über die Leistung des Schiedsrichters: „Ich habe hier heute kein überhartes Spiel gesehen. Dennoch nutzt der Schiri die Bühne zur Selbstinszenierung. Somit müssen wir sehen, wie wir am Sonntag elf Leute auf den Platz bekommen. Meinen Jungs kann ich aber nur ein riesiges Kompliment machen. Auch wenn Flittard das spielerisch sicherlich besser gemacht hat, haben wir unsere Chancen eiskalt genutzt und freuen uns jetzt auf das Finale.“
Im anderen Halbfinale am Dienstagabend setzte sich Borussia Hohenlind gegen die klassenhöhere SV Deutz 05 3:1 (3:0) durch. Für Hohenlind trafen Stefan Caspari (1./10.) und Marcel Koch (25.). Zwar gelang Deutz in der 58. Minute durch Sebastian Hecht der Anschlusstreffer aber die Lindenthaler konzentrierten sich noch mehr auf die dichte Staffelung und ließen bis zum Schlusspfiff keine echte Torchance mehr zu. So zogen die Borussen zum dritten Mal in Folge ins Finale des Kölner Kreispokals und wollen die wiederholte Titelverteidigung.
Das Kreispokalfinale findet am Samstag, 26.09.2015 um 15:00 Uhr auf der Sportanlage vom VfL Rheingold Poll (in der Gracht 25a, 51105 Köln) statt. Erstmals hat der Sportklub in seiner Geschichte die Möglichkeit, den Kreispokal zu gewinnen. Bleibt nur zu hoffen, dass bis dahin Cheftrainer Lars Leese ausreichend einsatzfähige Spieler zur Verfügung hat.