Zu Saisonbeginn der laufenden Spielzeit 2015/2016 begann die Trainertätigkeit von Lars Leese beim DSK Köln. Dem Sportklub war es gelungen einen der profiliertesten und erfolgreichsten Trainer des Amateurfußballs zu verpflichten.
Paul Häpp berichtete, wie die Verpflichtung des 46-Jährigen vonstattengegangen war. «Angefangen hat es im November des letzten Jahres, als wir nach dem Abgang von Maciej Gomula zur U17 Bundesliga-Mannschaft vom Euskirchener TSC mit verschiedenen Trainern gesprochen hatten - als wir den Eindruck hatten, Lars Leese hat ein Faible für den DSK Köln. Aber aufgrund der damaligen Vertragssituation mit SSVg Velbert war eine Zusammenarbeit nicht realisierbar. Seitdem haben wir den Kontakt gehalten. Der hat sich im April diesen Jahres intensiviert», erzählte der DSK-Vizepräsident.
Die Verhandlungen hatten stets in freundschaftlicher Atmosphäre stattgefunden: «DSK Köln will Lars Leese und Lars Leese will den DSK Köln - dieses Gefühl hatten wir vom ersten Tag.» Das erzählte auch Ertugrul Güleryüz. «Ich habe nach fünf Minuten gespürt: Das passt», berichtete der DSK-Präsident. Leese sei «genau der richtige Mann. Eine positive Entwicklung einschlagen ist das eine, diese Entwicklung vorantreiben das andere. Das ist die schwierigste Aufgabe, die ein Trainer haben kann. Wenn nicht er, wer sonst könnte diese Herausforderung bestehen?»
Leese, der äußerst bescheiden, fast schon demütig, seinen Dienst antrat, kündigte an: «Ich bin bereit, mein Bestes zu tun.» Er sprach immer wieder von einer «großen Herausforderung», aber: «Das ist kein Problem für mich. Deshalb bin ich Trainer.»
Team-Manager Peter Schiffer war ebenfalls davon überzeugt, «dass wir gemeinsam eine erfolgreiche Zeit erleben werden». Leeses Verpflichtung mache «den ganzen Klub stolz. Wir sind sehr glücklich.»
Hohes Niveau halten
Nur wie genau arbeitet er? Was hat er verändert? Welches System lässt er spielen? Viele, viele Themen, die Leese natürlich nur anschneiden kann. «Ich versuche, dieses für diese Liga hohe Niveau fortzusetzen und natürlich: Jeder Trainer hat seine Meinung über die Mannschaft, seinen Fußball.» Er müsse sich an die «Qualitäten der Spieler anpassen - nicht andersherum.»
«Der Fußball gehorcht den Spielern, nicht dem Trainer.» Das bestehende Team sei sehr, sehr gut, so Leese: «Ich wollte nicht einfach Dinge ändern, nur um etwas zu verändern.» Zudem erklärte er: «Das Spielsystem ist erst einmal egal. Ich liebe es anzugreifen! Da ist meine Idee von Fußball.»
Die Saison verläuft sehr positiv, weshalb das Präsidium des Sportklubs sich dazu entschied, dem Trainer die Verantwortung und das Vertrauen auch als Sportdirektor zu übertragen. Mit Erfolg: Der Sportklub gewann zum ersten Mal in seiner Klubgeschichte den Kreispokal. Auch die bisherige Bilanz in der Bezirksliga des Fussball-Lehrers kann sich durchaus sehen lassen: In den bisherigen 12 Ligaspielen erreichte sein Team 7 Siege und 2 Unentschieden bei 3 Niederlagen. Damit belegt der Sportklub bei einem Spiel weniger mit 23 Punkten den fünften Tabellenplatz.
Auch beruflich läuft es für den zweifachen Vater sehr gut. Leese hat vor Kurzem seine Ausbildung zum Vertriebscoach abgeschlossen und schult bundesweit Mitarbeiter der Targo Versicherung AG. Das Pendeln zwischen den deutschen Metropolen sei zwar sehr stressig, doch diese Zeit könne der Ex-Profi für viele Telefonate nützen.
Zur Person:
Lars Leese begann seine Fußballkarriere in der Jugend des SC Fortuna Köln, ehe er zum 1. FC Köln wechselte. Als 16-Jähriger ging er dann zum BC Efferen. Nach seiner Jugend wechselte Leese 1989 zu den Sportfreunden Neitersen in die Kreisliga Westerwald und von dort aus 1992 zum VfB Wissen in die Oberliga Südwest. Mit dem VfB Wissen gelang ihm 1994 die Qualifikation für die neugegründete Regionalliga West/Südwest. Nach dem Abstieg des VfB im Sommer 1995 wechselte er zum SCB Preußen Köln in die Oberliga Nordrhein, ehe er ein Jahr später zu Bayer 04 Leverkusen in die Fußball-Bundesliga ging.
Im Sommer 1997 ging Leese nach England zum FC Barnsley, der in jenem Jahr zum ersten Mal überraschend in die Premier League aufstieg. Seinen ersten Einsatz erhielt er, als sich im dritten Heimspiel der Stammtorwart verletzte. Der Höhepunkt in seiner Profikarriere dürfte das Spiel gegen den FC Liverpool gewesen sein, wo er den 1:0-Sieg sicherte. Bei Barnsley absolvierte er insgesamt 20 Spiele (1997/98: 8 Spiele (1. Liga); 1998/99: 8 Spiele (2. Liga), 4 Ligapokalspiele), bevor 1999 sein Vertrag auslief.
Die Saison 2000/01 verbrachte er erneut bei Preußen Köln in der Oberliga, um anschließend zu den Amateuren von Borussia Mönchengladbach zu wechseln. Nach zwei Jahren ging es dann zur zweiten Mannschaft des 1. FC Köln, wo er in der Regionalliga noch einige Spiele als Mannschaftskapitän absolvierte und im Winter 2004 als Ersatztorwart in die Profimannschaft der Kölner berufen wurde. Nach der Saison 2004/05 beendete er seine Fußballkarriere.
Ab Juli 2005 trainierte Lars Leese sechs Jahre lang den SV Bergisch Gladbach 09, mit dem er zweimal von der Mittelrheinliga in die NRW-Liga aufstieg. Im Juni 2011 beendete er seine Arbeit in Bergisch Gladbach freiwillig, weil er gerne einen höherklassigen Verein trainieren wollte. Im Oktober 2011 wurde er Trainer bei der SSVg Velbert, mit der er im ersten Jahr von der NRW-Liga in die Regionalliga West aufstieg.
Leese betreibt einen für einen Amateurtrainer außergewöhnlichen Aufwand, um sich weiterzubilden. So weilte er beim FC Barcelona und beim FC Valencia jeweils zum einwöchigen Trainingsstudium. Seit Mai 2009 ist er im Besitz der DFB-Fußball-Lehrer-Lizenz, der höchsten Trainerqualifikation in Deutschland, wodurch er berechtigt wäre, auch Bundesligateams zu trainieren.
Die Geschichte von Lars Leese gleicht einer Cinderella Story. Gar nicht so einfach das alles in 3 Minuten zu erzählen. RHEINKICK.TV hat es trotzdem probiert.